I Cry but No One Cares
Frustration, Traurigkeit und Wut werden allgegenwärtiger!
‚I Cry but No One Cares‘ ist die Überschrift des US Physician Burnout & Depression Report 2023.
9.175 Ärzte aus nahezu allen Fachsparten nahmen an einer 10-minütigen Online-Umfrage teil. Das Ergebnis ist erschreckend. Menschen, die in ihrem Leben angetreten sind, anderen zu helfen, leiden selbst.
Die offizielle Aussage ist, dass 53% (42%) der befragten Ärzte angegeben haben in einem Burnout zu sein. 23% (15%) der Teilnehmer sind depressiv. (Die Zahlen in Klammern repräsentieren die Ergebnisse aus einer Umfrage vor 5 Jahren).
Ich hinterfrage die Ergebnisse. Nicht weil ich sie per se anzweifle – sondern weil ich weiß, dass:
* unter Ärzten, das BOREOUT Phänomen weitgehend unbekannt ist
* Symptome des BOREOUT und des Burnout in vieler Hinsicht identisch sind
* Angst und Schamgefühle wenig Offenheit zulassen
Was also wäre, wenn einige dieser Ärzte sich selbst eine Fehldiagnose ausgestellt haben? Aus Unwissenheit, aus ihrem Ego, aus Angst vor Repressalien, wenn die Ärzte angestellt sind und einen Jobverlust befürchten müssen.
Was mir bei der Umfrage auffällt, ist der Bereich was zu dem „Burnout“ beigetragen hat: 61% der Befragten gaben an, dass sie zu viel administrative Aufgaben haben. 38% der Teilnehmer fehlt Respekt von Kollegen. Dann erst kommt mit 37% der Stimmen, zu viel Arbeitsstunden, 34% nicht angenessene Bezahlung, 31% fehlende Autonomie, 25% Digitalisierung, 23% fehlender Respekt von Patienten usw.
Hätte man bei Burnout nicht erwartet, dass der Faktor zu viele Arbeitsstunden auf die Nr. 1 fällt? Nein, es sind in erster Linie Bürokratie – und fassen wir den mangelnden Respekt von Kollegen und Patienten zusammen – dann gleich auf Respektlosigkeit.
Diese beiden Faktoren, ‚langweilige Arbeiten‘ und ‚mangelnde Wertschätzung‘ wiederum sind zwei der größten Ursachen dafür, den Sinn in der Arbeit zu verlieren. Über einen längeren Zeitraum geschehen, sind Menschen der Gefahr ausgesetzt, in einer Depression zu enden – Ärzte nicht ausgenommen!
Beide Phänomene Burnout wie Boreout lassen Menschen weinen, weil sie frustriert sind mit der Sorge aus der Spirale nicht mehr herauszukommen. Es überkommt sie ein Gefühl der Traurigkeit, vielleicht weil sie feststellen, einen großen Teil ihrer Zeit nicht sinnvoll eingesetzt zu haben. Es entsteht Wut, denn in den allermeisten Fällen sind es externen Faktoren, die den Betroffenen in diese Situation bugsiert haben. Aus eigenen Boreout-Erfahrungen kann ich jede dieser Emotionen nur zu gut nachvollziehen.
Ich wünsche mir für das neue Jahr, dass mehr Menschen ihre berufliche und private Situation besser hinterfragen. Ist es tatsächlich eine Überforderung, die sie an ihre Grenzen bringt? Vielleicht ist es aber auch die mangelnde Sinnhaftigkeit dessen, wofür sie morgens aufstehen und einen großen Teil ihrer Zeit ‚opfern‘!
Besinnliche Feiertage und ein gesundes Neues Jahr!
vom boreOUT zur visiON